Entstehung, Geschichte und Hintergrundinformationen

Allgemein

Volksmusik bezeichnet zum einen die traditionelle, häufig schriftlos überlieferte Musik. Sie ist für bestimmte Regionalkulturen charakteristisch oder wird dafür gehalten. Sie umfasst Volkslieder, instrumentale Stücke und Musik für Volkstanz.

Im allgemeinen Sprachgebrauch umfasst Volksmusik davon abweichend auch volkstümlichen Schlager, also moderne Unterhaltungsmusik mit Elementen der traditionellen Volksmusik.

Begriff

Das Volkslied verdankt seinen Namen Johann Gottfried Herder (1744–1803), der 1773 vor dem Hintergrund eines sich zu dieser Zeit bereits entwickelnden Nationalbewusstseins erst schottische, dann deutsche Lieder als „Volkslieder“ bezeichnete. Der Begriff „Volkstanz“ stammt sogar erst aus dem 20. Jahrhundert als Abgrenzung zum „Gesellschaftstanz“.

In der allgemeinen Öffentlichkeit gibt es dagegen Verschiebungen und Gegensätze bei den Begrifflichkeiten. Oftmals werden die Bedeutungen sprachlich durch die Bezeichnungen Volksmusik und volkstümliche Musik (auch volkstümlicher Schlager) unterschieden. Insbesondere Anhänger der Volksmusik grenzen sich dadurch von einer Musik ab, die sie als kommerzialisierte „Schunkelmusik“ ablehnen. Medien, Produzenten und Freunde der volkstümlichen Musik unterscheiden die Begrifflichkeiten seltener und bezeichnen auch diese Musik als Volksmusik. In Abgrenzung zur kommerzialisierten volkstümlichen Musik der Medien gibt es seit ein paar Jahren den Kunstbegriff Volxmusik, der ausdrücklich traditionelle Volksmusik und ihre moderne Weiterentwicklung meint und eine Verwechslungsgefahr ausschließen soll.

Der Begriff Volksmusik kann für das 20. Jahrhundert nicht genau festgelegt werden, möglich ist die Unterteilung:

Die Kategorie:Volksmusik und die Kategorie:Volkstümliche Musik entspricht den beiden Bedeutungen.
Neue Volksmusik (auch Volxmusik genannt) will JazzRock und Folklore mit tradierter, meist alpenländischer Volksmusik verbinden.

Geschichte

Volksmusik hat ihren Ursprung in der Musizierpraxis der bäuerlich-dörflichen oder kleinstädtischen Gemeinschaften und hat sich angesichts der sozialen Barrieren auch in relativer Selbständigkeit entwickelt. So blieb sie ein unmittelbarer Spiegel der Lebensweise, eingebunden in die alltäglichen Lebensprozesse oder in die (rituellen) Feste des Dorflebens oder der kleinstädtischen Gesellschaft. Volksmusik ist die wesentlichste Quelle populärer Musik, allerdings fehlt ihr der Vortrags- und Darbietungscharakter, sondern sie dient der mündlichen Überlieferung von Traditionen, Geschichten und Sitten, wie es in Gesellschaften vor der Industrialisierung üblich war. Heutzutage ist Volksmusik gegenüber der populären Musik (Pop) etwas in den Hintergrund getreten. Johann Wolfgang von Goethe war zwar der Ansicht, dass Volksmusik nur diejenige sei, die anonym aus dem Volk entstanden sei, er trug aber selbst eigene Volkslieder bei, so wie auch viele andere Komponisten und Autoren von Liedern bekannt sind, die aufgrund ihrer Struktur als Volkslied bezeichnet werden. Volksmusikstücke und Volkslieder entstehen auch heute noch in ungebrochener Tradition.

Im bayerischen, österreichischen und schweizerischen Raum wird der ländlich-bodenständigen Volksmusik auch im Rundfunk viel Raum gegeben. Sie wird von der schlagerorientierten, volkstümlichen Unterhaltungsmusik oft streng geschieden. Deshalb bezieht sich der Begriff Volksmusik in diesen Gegenden meist nur auf handgemachte Folklore mit mundartlich vorgetragenen Liedern und tradierten Volksmusikstücken. Die verschiedenen Formen der traditionellen Volksmusik stammen überwiegend noch aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie wurden von Volkskundlern schriftlich aufgezeichnet und werden von Musikgruppen häufig neu interpretiert bzw. im alten Stil neu geschaffen. Eine besondere Form der Volksmusik war auch das Volkssängertum. Dies war im deutschsprachigen Raum in Wien am stärksten ausgeprägt. Volkssänger trugen in Gasthäusern, Singspielhallen oder Unterhaltungsetablissements ihre Volkslieder vor, die in Wien dem Wienerlied sehr nahe standen bzw. auch dessen Wurzeln darstellen. Volkssänger waren jedoch keine reinen Sänger, sie waren auch Alleinunterhalter. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden sie daher zunehmend von anderen Unterhaltungsformen wie dem Kabarett abgelöst. Berühmte Volkssänger waren Edmund Guschelbauer oder die „Fiakermilli“. In dieser Tradition steht auch Schönfeldinger aus dem Burgenland, zum Repertoire zählt auch Joseph Haydn, der ja selbst viele Melodien aus der Volksmusik mit eigenem Tonsatz versehen hat.

Dazu gehören unter anderem Walzer, Polka, Marsch, Ländler, Boarische, Mazurkas, Schottische, Zwiefache, aber auch Menuette, Tanzstücke, Balladen und die couplethaft vorgetragenen Gstanzln und Schnaderhüpfeln. Im bairisch-alemannischen Raum und in Österreich ist der Jodler verbreitet, Sonderformen sind der im Bayerischen Wald beheimatete Arienjodler oder der in alemannischen Alpengegenden (Schweiz, Allgäu) vorherrschende Naturjodler, der mit seinen eingängigen Harmonien auf Instrumentalbegleitung weitgehend verzichtet. Auch in allen anderen deutschsprachigen Gebieten und bei den traditionellen Minderheiten in Deutschland wird traditionelle Volksmusik gepflegt, vor allem an der Nordseeküste auf Plattdeutsch. Bei den Jugendlichen erfolgte in den letzten fünf Jahrzehnten eine starke Abkehr von traditionellen, mundartlichen Weisen aufgrund der Dominanz der (vor allem englischsprachigen) populären Musik (dazu zählen bes. RockPop etc.).

Die oft gehörte Annahme, Volksmusik sei die Musik einer Nation, eines Staatsvolkes, ist in dieser Ausschließlichkeit unhaltbar. Es gibt zahllose regionale Gemeinsamkeiten über Sprachgrenzen, Staatsgrenzen hinaus, wie unter vielen anderen das Beispiel Zwiefacher zeigt. Texte werden dabei übersetzt, Melodien weitergegeben.

Popularität in den deutschsprachigen Ländern erfuhr vor allem Volksmusik aus Irland, der Irish Folk und aus den USA, wo es mehrere Richtungen gibt, wie (das ebenfalls mittlerweile stark kommerzielle) Country. Aber auch der griechische Rembetiko und die jiddische Musik (vor allem aus Osteuropa). Die Zigeunermusik ist unter anderem bekannt für den spanischen Flamenco.

Die in der Kunstmusik verwendeten Musikinstrumente werden bis auf geringe Ausnahmen auch in der Volksmusik verwendet, zusätzlich sind viele ältere, in der Kunstmusik nicht mehr verwendete Instrumente bis heute noch als Volksmusikinstrumente im Gebrauch.
 

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